Die Geschichte des Frankfurter Stuhls

In den Jahren 1934/35 begann Max Stoelcker, Sohn des damaligen Inhabers und Gründers der Holzindustrie Stoelcker mit zwei Werken in Ettenheim und im hessischen Frankenberg, sich Gedanken über die Verbesserung der bis dahin bekannten Produktionsverfahren von Stühlen zu machen. Wichtig war ihm, den Stuhl auf die Bestandteile Beine, Sitz und Lehne zu reduzieren und Verbindungselemente wie Bügel und Sprossen (siehe Sprossenstuhl) wegzulassen.

Die dabei entwickelte Vorderbeinkonstruktion wurde im Jahr 1935 auf Max Stoelcker beim Patentamt als Gebrauchsmuster unter der Bezeichnung: „Stuhlsitz mit abgerundeter Vorderzarge und eingeschlitztem Vorderfuß“ eingetragen. Bei der Konstruktion wurden Vorderbein, Vorderzarge und Sitzbügel in einem Arbeitsgang miteinander verleimt, was außerordentliche Haltbarkeit und Stabilität gewährleistete. Entstanden war ein einfacher Stuhl mit unaufdringlicher Formgebung, der als nahezu selbstverständlich wahrgenommen wurde. In dieser Einfachheit und Zurückhaltung lag und liegt gerade seine hohe Qualität.

Der Erfolg des Modells war enorm und in den ersten Jahren wurden Tausende Exemplare hergestellt. In den fünfziger Jahren, als alle namhaften Stuhlhersteller begannen, im Detail veränderte Nachahmer-Modelle herzustellen, wurde der Stuhl von der Bundesbahn, der Post, der Bundeswehr und vielen anderen Behörden sowie Schulen verwendet. In den meisten Ausschreibungstexten wurde eben dieser Typ von Stuhl beschrieben.

Sowohl seine Konstruktion als auch seine enorme Verbreitung machen den Frankfurter Stuhl zu einem bedeutenden Möbelentwurf des 20. Jahrhunderts.

Die Wiederbelebung wurde im Übrigen auch durch einen Auftrag von Pina Bausch für Ihr Tanztheater in Wuppertal ausgelöst, wo der Stuhl eine „Rolle“ als Statist hat, auf dem getanzt und der hin und her geworfen wird – ein erneuter Beleg für seine Stabilität wie auch Leichtigkeit!